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CDU verweigerte in namentlicher Abstimmung die Übernahme der katholischen Kindergärten in stätische Hand.
Auch Herr Kirch antwortete mit nein!
Dazu der Kommentar von:
Michael Grobusch
"Burggeflüster "

Das Kind als Risikofaktor

Es gibt Ratssitzungen in Stolberg, die sollte man nicht verpassen. Das ist zwar eher selten der Fall, weil sich die Diskussionen samt der daraus resultierenden Ergebnisse in der Regel in Kürze zusammenfassen lassen. Aber es gibt eben auch diese denkwürdigen Ausnahmen, die mancher Ur-Stolberger gerne zum Anlass nimmt, um festzustellen, dass die Kupferstadt ja ach so anders sei als andere Städte.

Nun mag dieser eigenartige Ausdruck der Selbstverliebtheit nicht immer den Kern der Wahrheit treffen. Die versammelten Ratsmitglieder haben aber am Dienstag wieder einmal unter Beweis gestellt, dass die Andersartigkeit durchaus gegeben ist - zumindest, wenn es sich um die politischen Protagonisten handelt.

Es war eine wichtige Angelegenheit, die das Gremium kurz vor der Sommerpause nach Monaten der Verhandlungen und Diskussionen zum Abschluss bringen musste. Immerhin ging es bei der Übernahme von drei katholischen Kindertagesstätten in städtische Trägerschaft um 200 Kinder samt ihren Eltern. Der Rat aber schaffte es, diese Kinder zu degradieren. Im verbal entgleisenden Disput zwischen den Parteien wurden Kinder zu Kosten- und Erzieherinnen zu Risikofaktoren. Von Fahrlässigkeit, Schäden und Regressansprüchen war die Rede. Und davon, dass man sich - zumindest auf Seiten der CDU - vor all dem durch eine persönliche Abstimmung schützen wolle. Dabei ging es allein um zwei Arbeitsverhältnisse, die im "schlimmsten Falle" zu einem minimalen Überhang beim städtischen Erziehungspersonal führen könnten. Wahrlich eine Katastrophe - und das im NRW-Jahr des Kindes!

Glücklicherweise siegte am Ende einer leidigen und mitunter peinlichen Diskussion die Vernunft, und die drei Einrichtungen haben endlich die Gewissheit, dass sie auch nach dem 31. Juli bestehen bleiben werden. Wäre es nach den Christdemokraten gegangen, hätte diese Posse in einer Sondersitzung des Rates während der Sommerferien eine Fortsetzung erlebt. Es kann nur gerätselt werden, was die CDU dazu bewogen hat, auf der Zielgeraden neue Stolpersteine in den Weg zu legen. Ob es tatsächlich nur die Angst vor Regressansprüchen war, darf zumindest bezweifelt werden.

Bezweifelt werden darf auch, ob die Erhöhung der Kindergartenbeiträge zum "Jahr des Kindes" passt. Der Stadt Stolberg bleibt angesichts eines nicht genehmigten Haushaltes nichts anderes übrig, als die Mittelkürzungen des Landes auf die Eltern umzulegen. Die können nun das Kindergeld schneller denn je zurücküberweisen, um für ihr Kind - mit einer Portion Glück - einen Platz in Wohnortnähe zu bezahlen. Zugegeben: Das Thema ist komplex, und die Probleme sowie ihre Ursachen überschreiten bei weitem die Grenzen dieser Stadt. Gleichwohl bleibt für Stolberg festzuhalten: Die Leidtragenden der erhöhten Elternbeiträge sind einmal mehr die Familien. Und diese sehen sich in der sich immer weiter verbreitenden Einschätzung bestätigt, dass Kinder tatsächlich ein Risikofaktor sind - allerdings in einem gänzlich anderen Sinne als in jenem, der am Dienstag im Ratssaal geäußert worden ist.